Walter Braunfels

*  19. Dezember 1882

†  19. März 1954

von Oliver Fraenzke

Essay

Jugend und Studienzeit

Walter Braunfels war der jüngste Sohn aus der zweiten Ehe seines Vaters Ludwig, der insbesondere durch seine Übersetzungen von Molière (1837/38) und Cervantes (»Don Quijote«, 1883), aber auch des »Nibelungenlieds« (1846) bekannt wurde. Ludwig (Lazarus) Braunfels hatte Philosophie und neuere Sprachen in Heidelberg und Gießen studiert (Promotion vor 1835), war zeitweise Redakteur, konvertierte 1835 zum Protestantismus und studierte ab 1838 Jura in Bonn, um sich 1840 als Anwalt in Frankfurt niederzulassen. In die Ehe mit Helene Spohr brachte Ludwig Braunfels zwei Kinder aus erster Ehe, die wie die verstorbene Mutter noch jüdisch waren. Ludwig Braunfels starb im Alter von 75 Jahren, als Walter drei Jahre alt war. Walter Braunfelsʼ inniges Verständnis von Texten dürfte auf den Vater zurückgehen.

Seine Mutter Helene Spohr, die als ausgezeichnete Sängerin galt, legte in ihrer strengen Erziehung großen Wert auch auf die musikalische Ausbildung. Sie achtete besonders auf solide technische Voraussetzungen und die »Schönheit« der Musik, hatte jedoch wenig Verständnis für »Sinnlichkeit«, was Walter später kritisierte. Seine neun Jahre ältere Schwester Tilli erhielt Unterricht bei Clara Schumann, spielte mit besonderer Vorliebe Werke von Robert Schumann sowie Frédéric Chopin. In diesem Umfeld ...